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Große Klappe

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Große Klappe

geschrieben am 09.04.2014 09:07

Dass zumeist mehr dahintersteckt, als auf den ersten Blick vor oder hinter der Kamera ersichtlich ist, beweisen Filme, von denen ungeahnt viele mit Kärntner Beteiligung zustande kommen. Denn zahlreiche erfolgreiche Kärntner Filmschaffende haben dabei den richtigen Dreh ‘raus.

Echt Lei(n)wand

Auf die Klappe, fertig los: ob vor oder hinter der Kamera – viele Kärntner sind erfolgreich im Film-Biz tätig.

Aktuell läuft gerade der Dokumentarfilm „Macht Energie“ in den heimischen Kinos. Regie in diesem Streifen führte Hubert Canaval. Wenn sich der Professore, der auch an der Filmakademie das Fach Regie lehrt, diesen Streifen ansieht, achtet er überhaupt nicht auf den Film, sondern ausschließlich auf die Reaktion des Publikums. Warum? Um daraus etwas zu lernen. Aja – und wie? Wo gehen die Zuschauer mit? Wo herrscht Unruhe? Wird an den richtigen Stellen gelacht? Wenn das alles so funktioniert wie geplant, ist er zufrieden. Ein erstes Resümee kann er noch nicht ziehen. Der Film ist ihm noch viel zu nah, um diesen reflektieren zu können. Daher kann er auch nicht sagen, was er hätte anders machen sollen.

Das stellt sich erst im Abstand von einem Jahr heraus, wenn man zu vergessen beginnt, wie und warum Dinge gedreht wurden, wie sie gedreht wurden. Macht Energie hat ihn drei Jahre beschäftigt. Das war ein ungeheurer Kraftakt. Das nächste Filmprojekt wird kommen, aber es ist zu früh darüber zu sprechen. Derzeit schreibt er gerade an einem neuen Roman, auch ein Theaterstück ist in Planung. Welcher der spannendere Part ist –Regisseur oder Autor? Er denkt kurz nach und kann nur mit einer Gegenfrage antworten, nämlich: Womit ist man besser bekleidet? Mit dem rechten oder mit dem linken Schuh? Was er den Studierenden auf den beruflichen Weg mitgibt? Dass sie sich nicht unterkriegen lassen sollen. Es gibt einen Satz von Adorno, der das sehr schön ausdrückt: „Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“

Klappe, die Zweite. Aber nicht nur Canaval, auch Helmut Grasser, ebenfalls aus Klagenfurt, war in „Macht Energie“ am Set. Als Produzent. Allegro-Film hat die Doku produziert. Über 50 Spiel- und Dokumentarfilme für das Fernsehen und Kino hat Grasser, dessen Filmproduktionsfirma zu den ergebnisreichsten Österreichs zählt, seither produziert. Wobei „We feed the world“ und „Let´s make money“ zu den erfolgreichsten Dokus in Österreichs zählen. Zurzeit läuft im Kino der Alpenwestern „Das finstere Tal“.

Welche Filmpläne gerade anstehen? Wir beginnen demnächst mit den Dreharbeiten zu „Gruber geht“, der Verfilmung des Romans von Doris Knecht in der Regie von Marie Kreutzer. Danach drehen wir einen Tatort und im Sommer wahrscheinlich eine Jugendkomödie im Stile von „La Boum“. Wie sich die Arbeit seit Beginn seiner Laufbahn verändert hat? Ende der 80er, Anfang der 90er war der österreichische Film nach einer langen Durststrecke relativ am Anfang, nicht sehr professionell und nicht sehr erfolgreich. In der Zwischenzeit kann jeder sehen, dass wir viele gute Filme produzieren und Erfolg damit haben.

Helmut Grasser ist in verschiedenen Gremien und Institutionen tätig und filmpolitisch engagiert: 2009 gründete er gemeinsam mit anderen österreichischen Filmschaffenden die Akademie des Österreichischen Films. Seit letztem Jahr ist Grasser auch Präsident von Film Austria.

Was er mit dieser Arbeit, in Zeiten, wo überall das Geld knapp ist, bewegen möchte? Ich möchte zu einer weiteren Professionalisierung beitragen und kämpfe für ein strengeres Rundfunkgesetz, das den ORF daran erinnert, dass er ein öffentlich-rechtlicher, gebührenfinanzierter Sender ist. 20 Prozent der Gebühreneinnahmen sollten seines Erachtens für die Produktion heimischer Serien, Filme und Dokus verwendet werden.Das ist die Forderung der Filmbranche an den Gesetzgeber. Warum ist Kärnten nicht gerade ein guter Boden, um Filme zu machen? Ganz einfach: Weil es keine ernstzunehmende Filmförderung in Kärnten gibt. Eigentlich hätte Kärnten alles. Landschaftliche Schönheit und Vielfalt, gute Infrastruktur, Kultur. Nur ganz ohne Filmförderung geht es halt nicht. Da steht Kärnten im Wettbewerb der Regionen. Eigentlich würde Kärnten von einer funktionierenden Filmförderung auch wirtschaftlich profitieren. Dum spiro, spero…

Die Dritte und Vierte. Als absolut erfolgreicher Produzent kann Klaus Graf bezeichnet werden. Seine Graf Filmproduktionen in Klagenfurt und in München haben sich auf die Herstellung fiktionaler TV-Produktionen für den deutschsprachigen Film- und Fernsehmarkt spezialisiert, die bereits mehrfach ausgezeichnet wurden: etwa mit dem BAMBI Publikumspreis 2011, mit dem Deutschen Fernsehpreis 2012 und der Romy 2012 für Der Mann mit dem Fagott. Das Wunder von Kärnten wurde vor kurzem mit dem iEmmy Award preisgekrönt.

Diese Koproduktion mit der Rowboat Filmund Fernsehproduktion, dem ORF und ZDF war mit mehr als einer Million Zuschauer ein Quotenerfolg. Sie erhielt zudem die Romy in der Kategorie bester Film und bester Produzent und wurde für den 3sat Zuschauerpreis nominiert. Andreas Prochaska bekam den Bayerischen Fernsehpreis für die beste Regie. Abgedreht ist inzwischen nach dem „Kärnten-Tatort“ der nächste ORF/ZDFKrimi Die Toten vom Bodensee. Das Drehbuch stammt vom gleichen Wunder- Autor Thorsten Wettcke. Als Ermittlerduo, wie es unterschiedlicher nicht sein könnte, standen Nora von Waldstätten und Matthias Koeberlin neben Doris Schretzmayer, August Schmölzer oder Karl Fischer vor der Kamera.

Relativ neu in dem Metier ist die Kärntner Schauspielerin Ruth Rieser (www.ruthrieser.net). Ihr erster Dokumentarfilm 2011 du und ich, bei dem sie für Drehbuch und Regie verantwortlich zeichnete, ist bereits im Kino und TV gelaufen. Derzeit arbeite ich als Filmemacherin und Produzentin an zwei Filmprojekten: ‚Peter Turrini. Rückkehr an meinen Ausgangspunkt‘ ein Dokumentarfilmprojekt (drei Filme/insg. 185 min.) mit und über den Kärntner Schriftsteller sowie ein ‚KinderZauberSpiel-Film‘ (Arbeitstitel) mit 28 Kindern im Volksschulalter, Circus Dimitri, (dem kleinsten Zirkus der Welt) und dem weltberühmten Pantomimen Samy Molcho..., so Rieser. Beide Filme konnten inzwischen erfolgreich abgedreht werden und sind in Fertigstellung.

Die Fünfte. Seit fast 20 Jahren produziert Gabriele Kranzelbinder Filme. Die studierte Juristin rutschte durch Zufall ins Filmgeschäft. Zunächst als Produktions- und Regieassistentin, später als Mitbegründerin der Firma Amour Fou.

Seit 2007 ist die gebürtige Klagenfurterin Alleineigentümerin der KGP Kranzelbinder Gabriele Productions. Bei der Diagonale 2014 waren gleich vier von KGP produzierte Filme erfolgreich vertreten: Kick Out Your Boss von Elisabeth Scharang hat seine Uraufführung erlebt, Und in der Mitte, da sind wir von Sebastian Brameshuber war zum ersten Mal in Österreich zu sehen. Grand Central von Rebecca Zlotowski und Shirley-Visions of Reality von Gustav Deutsch wurden in der Jahresrückschau gezeigt. Welche „ihrer“ Filme demnächst in die Österreichischen Kinos kommen? Neben den Diagonalen- Beiträgen startet We Come as Friends von Hubert Sauper, der beim Sundance Filmfestival 2014 den World Cinema Documentary Special Jury Award for Cinematic Bravery erhielt.

Schon 2006 wurde Darwin’s Nightmare des gebürtigen Mölltalers als „Bestes Erstlingswerk“ mit dem César und einer Oscar-Nominierung ausgezeichnet. In der Zielgeraden befindet sich ein Spielfilm unter dem Arbeitstitel Blind von Thomas Woschitz, mit dem die smarte Cineastin eine lange Freundschaft verbindet. Mit der ebenfalls aus Kärnten stammenden Band Naked Lunch hatten sie alle gemeinsam einen sehr schönen Erfolg durch Universalove. Und auch die bei der Diagonale 2012 mit dem Publikumspreis gekrönte Dokumentation Griffen – auf den Spuren von Peter Handke von Bernd Liepold-Mosser wurde von ihrer Firma produziert. Im Moment ist Kranzelbinder mitten in der Entwicklung von Mirjam Ungers Maikäfer flieg nach dem gleichnamigen Roman von Christine Nöstlinger. Ein Film, der im Jahr 1945 spielt.

Was für sie Erfolg bedeutet: Erfolg kann sich am Publikumszuspruch messen. Aber Erfolg kann man auch an der internationalen Wahrnehmung eines Filmes messen. Oder in der Bedeutung, die ein Film für sein Publikum einnimmt. Erfolg kann auch das sein, dass ein Film schlicht eine Geschichte so erzählt, wie es noch kein Film zuvor gemacht hat. Vielleicht ist das sogar ein größerer Erfolg als jener, viele Zuschauer zu erreichen.

Klappe, die Sechste. Andrina Mračnikar befindet sich mit ihrem ersten Kinospielfilm Ma Folie – einer Mischung aus Liebesgeschichte und Thriller – gerade in der Postproduktionsphase. Gedreht wurde der mit Alice Dwyer und Sabin Tambrea in den Hauptrollen international besetzte Film 2013 in Wien und in Paris. Für die Haneke- und Wippersberg-Schülerin sowie Absolventin der Filmakademie Wien gab es dafür schon 2005 den Carl-Mayer Drehbuchpreis, die Produktion des Filmes wird von den maßgeblichen Stellen der österreichischen Filmbranche gefördert und liegt in den Händen der Extrafilm.

Die Drehbuchautorin und Regisseurin, die bisher vorwiegend mit Dokus in Erscheinung getreten ist und mit „Der Kärntner spricht Deutsch“ (Bester Nachwuchsfilm der Diagonale 2007) und Andri 1924-1944 (Bester Dokumentarfilm der Diagonale 2003) bei vielen internationalen Filmfestivals vertreten war, sagt auf die Frage, was an den Dreharbeiten für sie das Spannendste gewesen sei: Im Grunde alles – die Zusammenarbeit mit Kameramann Gerald Kerkletz und Szenenbildnerin Alexandra Maringer, die Arbeit mit den Schauspielern und die nicht ungefährlichen Nachtaufnahmen am Donaukanal und an einer Seine-Brücke in Paris.

Birgit Sacherer / BB

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