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„Übergänge“ zur Festkultur

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„Übergänge“ zur Festkultur

geschrieben am 01.10.2009 17:03

Auch in der Antike wurden Feste wie heute in unserer Kultur das Oktoberfest oder der Heimatherbst ausgelassen gefeiert. Der Gerstensaft sorgte einst wie jetzt für ekstatische Stimmungen und ein berauschendes Vergnügen zur herbstlichen Jahreszeit.

Längst hat ja die moderne Eventkultur auch den Herbst erobert und so stellt sich heutzutage zwischen Oktoberfest und HeimatHerbst höchstens die Frage, welche der zahlreichen Veranstaltungen man als nächste besuchen will. Mit den traditionellen bäuerlichen Feiern aus Anlass des Erntedanks hat das Ganze allerdings nicht mehr viel zu tun, was aber nicht heißt, dass herbstlichen Festgästen nicht schon früher mitunter ein überaus buntes und vielfältiges Programm geboten worden wäre.
Im alten Griechenland konnte man etwa bei den „Großen Eleusinien“ in Athen etwas ganz Besonderes erleben, nämlich ein mehrtägiges Spektakel, bei dem das Lob der antiken Fruchtbarkeitsgöttin Demeter mit einem reichen Angebot an religiösen Zeremonien, Kurzweil und Unterhaltung verbunden war.
Am ersten Tag, Agyrmos genannt, ließ man es noch eher geruhsam angehen, versammelte sich, machte sich mit der Festordnung vertraut und kam bei ersten Umzügen allmählich in Schwung. Am zweiten Tag zogen die Jünger der Demeter dann zum Meer, um sich mit einem Bad rituell zu reinigen und fromme Hymnen zu singen. Gefastet wurde dabei auch, auf das Speis und Trank am nächsten Tag umso besser schmecken mögen, wenn man die Herrin des Festes bei Hammelbraten, Musik und Tanz erstmals so richtig hochleben ließ. Nachdem auch noch Dionysos, Aeskulap, Herakles und andere Bewohner des Olymps bei feuchtfröhlichem Umtrunk zu Ehren gekommen waren, näherte sich das Fest allmählich seinem Höhepunkt, einem feierlichen Umzug von Athen nach Eleusis.
Dabei waren immerhin 40 Kilometer zu bewältigen, doch man hatte ja Zeit, machte immer wieder Station und wurde am Ende der Wanderung mit einem kräftigen Schluck Kykeon belohnt. Diese altgriechische Version des heutigen Oktoberbräus, ein vergorener Gerstensaft mit allerlei speziellen Ingredienzien, trug wohl nicht unwesentlich dazu bei, dass die Gläubigen die abschließenden heiligen Zeremonien im Tempel der Göttin in entsprechend ekstatischem Zustand erleben konnten: die Einführung in die Mysterien der Demeter von Eleusis.
Was dabei genau vor sich ging, blieb natürlich geheim – sonst hätte es sich ja auch schwerlich um „Mysterien“ gehandelt. Immerhin ist aber so viel bekannt, dass die Priester mit viel Weihrauch, künstlichem Nebel und sphärischen Klängen dafür sorgten, dass die ohnedies schon leicht illuminierten Pilger wahrhaft überirdische Erfahrungen machten. Und so konnte mancher, der sich zuletzt mitten in der Nacht dem strahlend hell erleuchteten Bild der Fruchtbarkeitsgöttin gegenüber sah, sein Glück kaum fassen: „Glückselig von den Menschen auf Erden, der dieses geschaut. (…) Wer aber keinen Anteil daran gehabt, der bleibt wie ein Toter, in finsterer Nacht.“
Eine ziemlich bittere Erkenntnis für moderne Zeitgenossen, denen dieses Erlebnis ja für immer verwehrt ist; bleibt als Alternative wohl doch nur der Besuch eines Oktoberfestes, bei dem es zwar eher selten zu überirdischen Erfahrungen, dafür aber umso häufiger zu rauschhaft-ekstatischen Zuständen nach übermäßigem Genuss von Gerstensaft kommt. Mario Rausch